Die aktuelle Buchbesprechung

"Verstehen wir die Welt wirklich?"

Martin Bojowalds Buch: Zurück vor den Urknall - Die ganze Geschichte des Universums (S. Fischer Verlag)

Martin Bojowalds Buch: Zurück vor den Urknall - Die ganze Geschichte des Universums (S. Fischer Verlag)

Philosophisch wird es gegen Ende des Buches, wenn Martin Bojowald kritisch über die Versuchung reflektiert, moderne Entwicklungen in der Physik in traditionelle Weltbilder einzubauen. So steht die Schleifen Quantengravitation für ein zyklisches Weltbild, entgegen der linearen Vorstellung der Weltgeschichte, wie wir sie zum Beispiel im Christentum vorfinden. Martin Bojowald weißt darauf hin, dass solche "Parallelen zwischen aus den unterschiedlichen Traditionen stammenden Ideen [...] wohl nicht auf einen Funken Wahrheit, sondern eher auf den trotz aller Auswüchse geringen Grad menschlicher Phantasie zurückzuführen" sind. "Dennoch bietet ein Vergleich unterschiedlicher Weltbilder einen gewissen Reiz und sicher auch manchen Lerneffekt" und so klingt das anspruchsvolle, nicht immer einfach zu lesende Sachbuch doch noch unterhaltsam fabulierend aus: "Die Urknall-Singularität stellt sich als Grenze der alten Sprache heraus, in der sie erstmals formuliert worden war. Sie bedeutet jedoch keine Grenze der Welt", schreibt Martin Bojowald. Mit seinem Buch versucht er die neue Sprache der Physik in die Umgangssprache seiner Leser zu übersetzen. Seine Motivation dafür liefert er im Vorwort: "Verstehen wir die Welt wirklich, wenn wir sie nicht ohne die Voraussetzungen eines langjährigen Studiums erklären können?"

Die Antwort, die Martin Bojowald mit seinem Buch gibt, ist nicht wirklich befriedigend, denn zu abstrakt und ungewohnt dürfte für die meisten Leser Bojowalds Hantieren mit Wellenfunktionen, Differenzialgleichungen und der Raumzeit sein. Das Buch komprimiert viele schwierige Konzepte auf engem Raum und lässt dem Leser kaum eine Verschnaufpause. Dazu kommt, dass der Autor für meinen Geschmack auch thematisch zu viel in sein Buch unterbringen will, als ob sein erstes auch schon sein letztes sein soll. Das wäre aber sehr schade, denn dieses Buch ist vor allem eines: wichtig! Leser, die sich für die grundlegenden Fragen von Physik und Kosmologie begeistern, werden sich gerne durch so manche schwierige Passagen quälen, um zu neuen Sichtweisen zu gelangen, die das Buch zweifelsohne bietet.

Ich kann nur hoffen, dass Martin Bojowald nicht locker lässt und die Schleifen so populär macht, wie sein Autorenkollege Brian Greene die Fäden.

Stefan Taube / Lichtecho


Bibliographische Angaben zum Buch:
Martin Bojowald: Zurück vor den Urknall - Die ganze Geschichte des Universums
343 S. m. Abb., 2009 Fischer-Verlag, Frankfurt
ISBN 978-3-10-003910-1
€ 19,95
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Philosophisch wird es gegen Ende des Buches, wenn Martin Bojowald kritisch über die Versuchung reflektiert, moderne Entwicklungen in der Physik in traditionelle Weltbilder einzubauen. So steht die Schleifen Quantengravitation für ein zyklisches Weltbild, entgegen der linearen Vorstellung der Weltgeschichte, wie wir sie zum Beispiel im Christentum vorfinden. Martin Bojowald weißt darauf hin, dass solche "Parallelen zwischen aus den unterschiedlichen Traditionen stammenden Ideen [...] wohl nicht auf einen Funken Wahrheit, sondern eher auf den trotz aller Auswüchse geringen Grad menschlicher Phantasie zurückzuführen" sind. "Dennoch bietet ein Vergleich unterschiedlicher Weltbilder einen gewissen Reiz und sicher auch manchen Lerneffekt" und so klingt das anspruchsvolle, nicht immer einfach zu lesende Sachbuch doch noch unterhaltsam fabulierend aus: "Die Urknall-Singularität stellt sich als Grenze der alten Sprache heraus, in der sie erstmals formuliert worden war. Sie bedeutet jedoch keine Grenze der Welt", schreibt Martin Bojowald. Mit seinem Buch versucht er die neue Sprache der Physik in die Umgangssprache seiner Leser zu übersetzen. Seine Motivation dafür liefert er im Vorwort: "Verstehen wir die Welt wirklich, wenn wir sie nicht ohne die Voraussetzungen eines langjährigen Studiums erklären können?"

Die Antwort, die Martin Bojowald mit seinem Buch gibt, ist nicht wirklich befriedigend, denn zu abstrakt und ungewohnt dürfte für die meisten Leser Bojowalds Hantieren mit Wellenfunktionen, Differenzialgleichungen und der Raumzeit sein. Das Buch komprimiert viele schwierige Konzepte auf engem Raum und lässt dem Leser kaum eine Verschnaufpause. Dazu kommt, dass der Autor für meinen Geschmack auch thematisch zu viel in sein Buch unterbringen will, als ob sein erstes auch schon sein letztes sein soll. Das wäre aber sehr schade, denn dieses Buch ist vor allem eines: wichtig! Leser, die sich für die grundlegenden Fragen von Physik und Kosmologie begeistern, werden sich gerne durch so manche schwierige Passagen quälen, um zu neuen Sichtweisen zu gelangen, die das Buch zweifelsohne bietet.

Ich kann nur hoffen, dass Martin Bojowald nicht locker lässt und die Schleifen so populär macht, wie sein Autorenkollege Brian Greene die Fäden.

Stefan Taube / Lichtecho


Bibliographische Angaben zum Buch:
Martin Bojowald: Zurück vor den Urknall - Die ganze Geschichte des Universums
343 S. m. Abb., 2009 Fischer-Verlag, Frankfurt
ISBN 978-3-10-003910-1
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Philosophisch wird es gegen Ende des Buches, wenn Martin Bojowald kritisch über die Versuchung reflektiert, moderne Entwicklungen in der Physik in traditionelle Weltbilder einzubauen. So steht die Schleifen Quantengravitation für ein zyklisches Weltbild, entgegen der linearen Vorstellung der Weltgeschichte, wie wir sie zum Beispiel im Christentum vorfinden. Martin Bojowald weißt darauf hin, dass solche "Parallelen zwischen aus den unterschiedlichen Traditionen stammenden Ideen [...] wohl nicht auf einen Funken Wahrheit, sondern eher auf den trotz aller Auswüchse geringen Grad menschlicher Phantasie zurückzuführen" sind. "Dennoch bietet ein Vergleich unterschiedlicher Weltbilder einen gewissen Reiz und sicher auch manchen Lerneffekt" und so klingt das anspruchsvolle, nicht immer einfach zu lesende Sachbuch doch noch unterhaltsam fabulierend aus: "Die Urknall-Singularität stellt sich als Grenze der alten Sprache heraus, in der sie erstmals formuliert worden war. Sie bedeutet jedoch keine Grenze der Welt", schreibt Martin Bojowald. Mit seinem Buch versucht er die neue Sprache der Physik in die Umgangssprache seiner Leser zu übersetzen. Seine Motivation dafür liefert er im Vorwort: "Verstehen wir die Welt wirklich, wenn wir sie nicht ohne die Voraussetzungen eines langjährigen Studiums erklären können?"

Die Antwort, die Martin Bojowald mit seinem Buch gibt, ist nicht wirklich befriedigend, denn zu abstrakt und ungewohnt dürfte für die meisten Leser Bojowalds Hantieren mit Wellenfunktionen, Differenzialgleichungen und der Raumzeit sein. Das Buch komprimiert viele schwierige Konzepte auf engem Raum und lässt dem Leser kaum eine Verschnaufpause. Dazu kommt, dass der Autor für meinen Geschmack auch thematisch zu viel in sein Buch unterbringen will, als ob sein erstes auch schon sein letztes sein soll. Das wäre aber sehr schade, denn dieses Buch ist vor allem eines: wichtig! Leser, die sich für die grundlegenden Fragen von Physik und Kosmologie begeistern, werden sich gerne durch so manche schwierige Passagen quälen, um zu neuen Sichtweisen zu gelangen, die das Buch zweifelsohne bietet.

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