Gletscher auf dem Mars

Verstecktes Eis

Seit Jahren suchen die Marsforscher nach den Wassermengen, die früher die Oberfläche des Roten Planeten bedeckt haben. Jetzt hat die amerikanische Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter Hinweise auf ausgedehnte Eisfelder unter der Marsoberfläche gefunden.
Gebirge in der östlichen Hellas-Region: Der Höhenzug ist umgeben von Ablagerungen mit Fließtexturen auf der Oberfläche. Bodenradarmessungen haben nun gezeigt, dass es sich um einen Gletscher handelt, der unter einer dünnen Gesteinslage begraben liegt.

Gebirge in der östlichen Hellas-Region: Der Höhenzug ist umgeben von Ablagerungen mit Fließtexturen auf der Oberfläche. Bodenradarmessungen haben nun gezeigt, dass es sich um einen Gletscher handelt, der unter einer dünnen Gesteinslage begraben liegt.

Mehrere hundert Meter dicke Eisschichten

Von Staub und Geröll verdeckt

Die Forscher um John W. Holt von der University of Texas in Austin stützen sich in ihrem Beitrag im Magazin Science auf Daten des Sharad-Experimentes (für Shallow Radar System). Es wurde im Auftrag der Italienischen Raumfahrtagentur (ASI) entwickelt und stellt eine Variante des Marsis-Radar-Experimentes an Bord der europäischen Mars-Express-Sonde dar. Mit ihm können Eisvorkommen in einer Tiefe bis zu einigen 100 Metern nachgewiesen werden.

Sharad fand unter anderem im Hellas-Becken auf der Südhalbkugel des Roten Planeten Eis, aber auch auf der nördlichen Hemisphäre des Mars. Die von Geröll und Staub bedeckten Eisflächen sind meist ausgedehnten Steilkanten vorgelagert und erscheinen auf Fotos der entsprechenden Regionen wie Schlammlawinen, die von den Steilhängen abgerutscht sind. Die Radarechos dieser Formationen deuten auf mehrere hundert Meter dicke Eisschichten hin, die sich zum Teil über Dutzende von Kilometern erstrecken. Eisfelder dieser Größe könnten bei möglichen zukünftigen Langzeitaufenthalten von Menschen auf dem Mars zur Wasserversorgung genutzt werden.

Klimatische Entstehungsgeschichte

Wie der Geologe Jeffrey Plaut vom Jet Propulsion Laboratory im kalifornischen Pasadena erläutert, spricht der Nachweis solcher Eisfelder in ähnlichen Breitenzonen beidseits des Marsäquators für eine klimatische Entstehungsgeschichte. Seit längerem ist bekannt, dass die Neigung der Rotationsachse des Mars relativ zur Bahnebene des Planeten im Laufe von Jahrmillionen starken Schwankungen unterworfen ist und dabei auch extreme Werte annehmen kann. Der gegenwärtige Neigungswinkel von rund 25 Grad ähnelt eher zufällig dem irdischen Wert, der durch den Einfluss des Mondes ziemlich konstant gehalten wird. In Perioden mit stärker geneigter Rotationsachse, so James W. Head von der Brown University in Providence (US-Bundesstaat Rhode Island) ergänzend, können sich polnahe Eisflächen bis in mittlere Breiten ausdehnen. Ihre von Flugsand oder Geröll zugedeckten Reste können Millionen von Jahren überdauern.

Hermann-Michael Hahn ist Wissenschaftsjournalist und Buchautor in Köln

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