Marsmond Phobos

Einschlagtrümmer statt Asteroid?

Der Marsmond Phobos ist möglicherweise ähnlich entstanden wie der Trabant der Erde: aus ins Weltall geschleuderten Trümmern eines großen Einschlags auf dem Planeten. Darauf deuten neue Messungen der mineralogischen Zusammensetzung und der Dichte des Marsmondes hin, die jetzt auf dem "European Planetary Science Congress" in Rom präsentiert wurden.
Schwarzweiß-Ansicht: Der Mars-Mond Phobos. 
Trabant des roten Planeten besteht zu einem Drittel aus Hohlräumen

Schwarzweiß-Ansicht: Der Mars-Mond Phobos. Trabant des roten Planeten besteht zu einem Drittel aus Hohlräumen

Bislang waren die Planetenforscher davon ausgegangen, dass es sich bei
den kleinen Monden unseres rotenNachbarplaneten um eingefangene
Asteroiden handelt.

Der Marsmond Phobos ist möglicherweise ähnlich entstanden wie der
Trabant der Erde: aus ins Weltall geschleuderten Trümmern eines großen
Einschlags auf dem Planeten. Darauf deuten neue Messungen der
mineralogischen Zusammensetzung und der Dichte des Marsmondes hin, die
jetzt auf dem "European Planetary Science Congress" in Rom präsentiert
wurden. Bislang waren die Planetenforscher davon ausgegangen, dass es
sich bei den kleinen Monden unseres roten Nachbarplaneten um
eingefangene Asteroiden handelt.

"Wir haben erstmalig Schichtsilikate auf Phobos nachgewiesen", berichtet
Marco Giuranna vom Nationalen Institut für Astrophysik in Rom. "Das ist
deshalb überraschend, weil es auf die Wechselwirkung von Silikaten mit
Wasser im Ursprungskörper hindeutet, und zwar bevor Phobos entstanden
ist." Die Messungen von Giuranna und seinen Kollegen mit dem "Planetary
Fourier Spectrometer" an Bord der europäischen Sonde Mars Express zeigen
außerdem, dass die mineralogische Zusammensetzung von Phobos eher der
Marskruste als typischen Asteroiden ähnelt.

Das spricht nach Ansicht von Giuranna und seinen Kollegen dafür, dass
Phobos ähnlich wie der irdische Mond aus Trümmern entstanden ist, die
bei einem großen Einschlag aus der Kruste des Planeten Mars
herausgeschlagen und ins Weltall geschleudert wurden. Unterstützung für
diese These liefern auch neue Messungen der Dichte des Marsmondes, die
Martin Pätzold von der Universität Köln und sein Team ebenfalls mit Mars
Express durchgeführt haben. Aus Bahnabweichungen der Sonde konnten die
Forscher die Masse und damit die Dichte des Himmelskörpers bestimmen.
Mit 1,86 Gramm pro Kubikzentimeter ist sie signifikant geringer als bei
Asteroiden. Phobos muss demnach eine schwammartige Struktur besitzen und
zu 25 bis 45 Prozent aus Hohlräumen bestehen - genau das wäre für einen
kleinen, aus Trümmerstücken locker zusammengesetzten Körper zu erwarten.

Ganz vom Tisch ist das alternative Einfangszenario deshalb allerdings
noch nicht. So gibt Pascal Lee vom Mars Institute im kalifornischen
Moffett Field zu bedenken, dass es auch silikathaltige Asteroiden gibt -
und die geringe Dichte könnte eine Folge davon sein, dass ein Asteroid
beim Einfang zerfallen und Phobos dann aus den Trümmern entstanden ist.
Eine endgültige Klärung des Ursprungs von Phobos könnte die russische
Grunt-Mission liefern, die 2011 starten und Bodenproben von dem Marsmond
zur Erde bringen soll.

Dr. Rainer Kayser, Wissenschaftsjournalist

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